Begasung mit Profume®
...im Vorrats- und Pflanzenschutz

Sulfuryldifluorid ist auf Basis der EU-Verordnungen Nr. 1107/2009 (Pflanzenschutzmittelverordnung) für die Verwendungen als Pflanzenschutzmittel in der EU zugelassen.
Unter dem Handelsnamen ProFume erhielt Dow AgroSciences die Zulassung für Sulfurylfluorid durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Diese erlaubte 2007 zunächst nur die Behandlung von Trockenobst sowie die Desinfektion leerer Mühlen und Räume. Eine zweite Zulassung in 2009 umfasste auch die Behandlung von Nüssen, Walnüssen und Schalenfrüchten sowie für verschiedene Getreidearten, die in Lagern, Silos oder unter gasdichten Planen bis zur Weiterverarbeitung gelagert werden.
In 2012 erfolgte die Zulassung zur Schädlingsbekämpfung zur Behandlung von Laub- und Nadelholz, Holzpaletten und Packholz.
Einfuhrländer wie China und Australien fordern die Begasung von Exportholz vor der Ausfuhr als Voraussetzung für den Import. Dies soll verhindern, dass Ökosysteme durch die Einfuhr von potentiellen Schädlingen geschädigt werden.
Entsprechend der Vorgaben des Pflanzenschutzgesetzes sind Hersteller, Vertreiber und Importeure verpflichtet, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jährlich die Mengen an Sulfuryldifluorid für Pflanzenschutzanwendungen zu melden, die in Deutschland abgegeben und exportiert werden.
Aktuelles zu ProFume
In Deutschland sind Vorschriften zur Verwendung von akut toxischen Begasungsmitteln für Containerbegasung in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) von 2021 festgeschrieben. Diese Verwaltungsvorschrift regelt die Umsetzung des Bundes-Immissionsschutzgesetztes (BImSchG) für Genehmigungs- und Überwachungsbehörden. Sie schreibt für die Genehmigung neuer Begasungsanlagen ab 1. Dezember 2021 die Abscheidung von Sulfuryldifluorid aus der Containerabluft vor. Bei Altanlagen sind entsprechende Technologien bis zum 1. Dezember 2026 nachzurüsten.
"Klimakillergas" Sulfuryldiflourid?
Erläuterung zum Treibhausgaspotential von SF
Sucht man im Internet nach "Sulfuryldiflourid", dann tauchen sehr schnell und in übermäßiger Zahl Suchergebnisse unter Begriffen wie “Klimakillergas” oder “Treibhausgas” auf. Die meisten dieser Suchergebnisse stammen aus einem Zeitraum nach 2019.
Sulfuryldiflourid wird seit Jahrzehnten als Begasungsmittel eingesetzt. Im Holzschutz ist ein nicht zu ersetzendes Bekämpfungsmittel, um effektiv alle Insektenstadien abzutöten. Beim Erhalt von Gütern, aber auch im Im- und Exportgeschäft wird dem SF-Gas eine maßgebliche Rolle zuteil.
Jedoch, so scheint es, dreht sich die mediale Aufmerksamkeit sowie die öffentliche Debatte wenig um die eigentliche Wirksamkeit und Verwendung und Bedeutung des Begasungsmittels, sondern nur um seine Treibhausbedeutung.
Wie ist das zu erklären? Ist SF tatsächlich so klimaschädlich, wie man daraus vermuten möchte?
Wir wollen versuchen, dass einmal unter die Lupe zu nehmen. Zum einen wollen wir auf der Basis verfügbarer Daten
und Fakten die negative Einstufung überprüfen und zum anderen versuchen wir aber auch eine Erklärung für die
Überpräsenz von negativen Informationen zu diesem Begasungsmittel zu finden.
"Sulfuryldifluorid verfügt aber über ein hohes Treibhauspotenzial [...]
und hat eine zunehmende Bedeutung für den weltweiten Treibhausgaseffekt”
Zitate aus einer UBA-Publikation “Containerbegasung mit Sulfuryldifluorid” vom 18.03.2024
Betrachtet man diese beiden Aussagen des Umweltbundesamtes für sich, klingt es tatsächlich nicht positiv. Aber mal genau hingeschaut. Wie hoch ist das Treibhauspotenzial von SF? Bei der Recherche zur Beantwortung dieser Frage, stellte sich heraus, dass für die Ermittllung des Global Warming Potential (GWP) nur zwei Studien als Grundlagen vorhanden sind. Eine aus den 1960er Jahren und eine aktuellere und umfangreichere Studie aus 2008 (“Experimental and Theoretical Study of the Atmospheric Chemistry and Global Warming Potential of SO2F2”, Papadimitriou et al., 2008 UniVersity of Colorado), die insbesondere auch die Fehlannahmen aus alten Studien aufgriff und versuchte, eine bessere Beurteilungsgrundlage zu schaffen. Die Studie gibt im Ergebnis für SF ein GWP von 4.780 aus. Ein Kilogramm SF hat demnach in einem betrachteten Zeitraum von 100 Jahren den gleichen Treibhauseffekt wie 4.780 kg CO². Man spricht hier auch vom sog. “CO²-Äquivalenzwert” oder dem GWP100. Dieser GWP-Wert für SF gilt inzwischen als allgemein anerkannt und “wissenschaftlich belegt”.
Wenn schon auf den wissenschaftlichen Leumund verwiesen wird, dann soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die Forschenden
selbst im Konklusio der benannten Studie eine dazu etwas andere Aussage treffen.
Dort heißt es: “Die Studie zeigt, dass die atmosphärische Lebensdauer von SO²F² relativ unsicher ist, wobei die beste verfügbare Schätzung auf etwa 36 Jahre beziffert wird. Diese Schätzung basiert auf einem Modell, das Ergebnisse der vorliegenden Studie einbezieht und feststellt, dass die Ozeanaufnahme den primären atmosphärischen Verlustprozess darstellt. Das globale Erwärmungspotenzial (GWP) von SO²F² wird auf 4.780 für einen Zeitraum von 100 Jahren berechnet, basierend auf den in dieser Arbeit gemessenen Infrarot-Absorptionsquerschnitten und der global durchschnittlichen atmosphärischen Lebensdauer von 36 Jahren für SO²F². Dies deutet darauf hin, dass SO²F² ein erhebliches Treibhauspotential hat, obwohl die Unsicherheit groß ist (±60%). Eine kürzere (längere) Lebensdauer von SO²F² würde zu einem kleineren (größeren) GWP führen.”
Zitiert wird heute also oft der im Zitat fett markierte Textteil. Liest man das aber im Kontext des gesamten Absatzes, dann wird klar, dass es sich keineswegs um eine gesicherte Information handelt.
In Kürze folgt an dieser Stelle eine detaillierte Einstufung der tatsächlichen Bedeutung von SF für den Treibhauseffekt.